Führen mit...
 

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Führen mit...

Ich werde hier nach und nach weiterführende Gedanken, Erfahrungsberichte und tiefergehende Informationen zu meinen Ansätzen hinzufügen. Und auch spannende Menschen aus meinem beruflichen Umfeld werden hier zu Wort kommen.

und Denken mit...

Um mich nicht nur über Wirtschaft und Arbeitswelt auszulassen, werde ich hier einiges zu meiner Weltsicht und meinem Menschenbild schreiben; sprich, ein wenig philosophieren und politisieren oder einfach nur laut denken - alleine oder mit für mich interessanten Menschen.

...im Miteinander

Nachdem ich an euren Gedanken und Perspektiven interessiert bin, auch gerne Raum für Rückmeldungen, Anmerkungen, Ergänzungen und Verbesserungsvorschläge lasse, bitte ich jeden, der  sich hier in den Kommentaren verewigt um einen respektvollen Ton und respektvolle, also auch kinder- und großmüttertaugliche Inhalte. Falls sich jemand von einem Beitrag oder einem Kommentar angegriffen fühlt, bitte ich um eine entsprechende Nachricht an mich, damit ich entsprechend reagieren kann.

Ich danke allen im Voraus.

14.03.2019

Führen mit… dem ganzen Menschen

Fuhren mit dem ganzen Menschen.jpgEigenes Bild: Lerngruppe in den Favelas Salvadors, Brasilien, 2011

Der ganze Mensch mit Hand, Herz, Kopf und Bauch

Mein Menschenbild ist die eine Basis für z.B. meinen Lernansatz als auch für meine Sicht auf menschliche Beziehungen, Bedürfnisse und letztendlich ein wesentlicher Teil meiner Lebensphilosophie.

Es wurde von vier großen Richtungen genährt. Zum einen entwickelte es sich aus der Beschäftigung mit der Sprache, denn Sprache determiniert unser Denken; zum zweiten aus dem systemischen Denken in der Organisations- und Mitarbeiterentwicklung, also durch meinen Beruf; zum Dritten ist die erste Ursache, mich damit zu beschäftigen, meine persönliche Schul- und Lernerfahrung gewesen und zusätzlich fließen meine interkulturellen Erfahrungen insbes. mit Traumkultur und indigener Kultur mit ein.

Der Mensch als Same!

Ich entwickle diesen Gedanken über die Worte:
Im Deutschen sagen wir Er-ziehung. Ich sehe da immer einen Säugling oder ein Kleinkind liegen, an dem fünf Erwachsene ziehen, um ihn in die richtige Form zu bringen und ihn schneller groß zu machen. Ein grauenhaftes Bild, und dennoch eine gute Beschreibung des preußischen Erziehungs- und Bildungsideals zum guten Beamten und Soldaten, was immer noch die Grundlage unseres aktuellen Bildungssystems ist. Essenz davon ist jedoch: „Du bist falsch, so wie du bist!“

Leider liegt das auch dem nächsten Wort noch zugrunde, wenn es auch aus meiner Sicht schon besser und würdiger ist: Bildung. Hier sehe ich immer einen Bildhauer mit einem Marmorquader vor mir, der einen mit Hammer und Meißel bearbeitet. Wenn man Glück hat, ist es ein Michelangelo, der v.a. deswegen so ein hervorragender Künstler war, weil er nach der in dem Stein wohnenden Formen gesucht hat. Aber wie viele Michelangelos gibt es denn diesbzgl.?

Im Englischen, Lateinischen und in allen romanischen Sprachen heißt es education o.ä., e-ducere bedeutet Heraus-Führen. Hier bin nicht mehr ich falsch, sondern nur noch am falschen Platz… sagen die Gesellschaft oder die Schule oder meine Eltern… zumindest entscheiden andere, welcher Platz wann für mich richtig ist, aber ich bin zumindest schon einmal richtig.

Im Russischen und auch in einigen indigenen Sprachen kommt das Wort Erziehung und Bildung etymologisch hergeleitet von Nahrung. Auch wir kennen dieses Wortbild von „geistige Nahrung“, Liebe und Zuneigung, die einen „nährt“ sowie „seelische Nahrung“. Ich sehe nun also einen Samen in meiner Hand liegen, sagen wir einen Apfelsamen. In ihm ist alles bereits voll enthalten, ein wunderschöner, blühender, früchtetragender Apfelbaum zu werden. Alles was er braucht ist „Nahrung“, d.h., die geeignete Erde, feucht oder trockenen Standort, sonnig oder schattig, die passende Klimazone, dann wächst er von ganz alleine und an ihm ziehen hilft nichts, es wird nicht schneller gehen. Aber düngen kann helfen, ein guter Schnitt kann helfen, gießen kann helfen… wenn ich diesen Apfelsamen behandle wie einen Kiefersamen, dann wird er nicht gut gedeihen und andersherum wird daraus eine „Krüppelkiefer“.

Es geht also darum, dass jeder Mensch, um das zu entfalten, was in ihm ist, genug und die für ihn richtige Nahrung braucht. Ich interpretiere das als Vertrauen, Zuneigung, Werte, aber auch Orientierung, Wissensangebote, offenes Ohr, Respekt u.v.m.

Jeder Mensch ist intelligent!

Vielleicht sollte ich hier differenzieren: Jeder Mensch hat die Möglichkeit intelligent zu sein, wenn es ihm nicht abtrainiert wird. Für mich ist Intelligenz eine Mischung aus Neugier und Phantasie. Neugier, weil ich nichts lernen werde, wenn ich nicht über meine Grenzen hinaus gehe, keine Fragen stelle, nichts ausprobiere. Phantasie, weil sie mir ermöglicht, mir Dinge und Situationen vorzustellen, die ich – und vielleicht noch keiner vor mir je – nie gesehen habe. Einstein hat genau damit die Relativitätstheorie entworfen, die rund hundert Jahre nach seinem Tod erst bestätigt werden konnte.

Und ich kenne niemanden, der nicht mit Neugier und Phantasie geboren wurde. Jedes Kind kann, wenn man es lässt, aus drei Steinen und zwei Stöcken Autos und Burgen entstehen lassen. Jedes Kind kommt in die Warum-Phase, meist wird sie nur relativ schnell abgeblockt, weil das nicht nur anstrengend ist, sondern durchaus auch dazu führen kann, dass das Kind das eigene Verhalten und die vorgegebenen Regeln zu hinterfragen anfängt.

Jeder Mensch will lernen!

Auch das wird uns nur leider sehr häufig abtrainiert, indem uns die Lust auf und Freude am Lernen genommen wird. Aber die Erfolgserlebnisse gerade bei Kleinkindern (wo wir uns meist selbst noch sehr mitfreuen) zeigen das doch: das erste Mal Stehen, das erste Mal Fläschchen selbst halten, die ersten Schritte… Und mit welcher Hartnäckigkeit und Beharrlichkeit und Versunkenheit schon die Kleinsten daran arbeiten. Die Natur hat uns die Neugier gegeben und die Freude am Lernen, damit wir überhaupt überlebensfähig sind. Nicht nur wir Menschen, sondern auch kein Tier könnte ohne dieses Grundbedürfnis überleben.

Damit ist mein Ansatz, die Freude am Lernen wiederzufinden, und sich damit selbst zu ermächtigen. Ich versuche stets, nicht nur das wissen zu vermitteln, sondern auch die Freude am Lernen und die Freude am Lernen lernen. Ich beobachte die Natur dafür, denn es ist eine notwendige Überlebensstrategie und sie hatte Jahrmilliarden Zeit, sich dazu etwas auszudenken. Das nennt man Spielen. Und ich glaube:

Leben ist Lernen, Lernen ist Spielen, Spielen ist Entwicklung und Entwicklung ist Leben!

Ich - 16:22 @ Denken mit..., ...Menschen | Kommentar hinzufügen

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